
POSITIONS Berlin
11.Sep - 14.Sep 2025
Die POSITIONS Berlin Art Fair findet auch in diesem Jahr in der eindrucksvollen Kulisse von Hangar 5–6 des ehemaligen Flughafens Tempelhof statt – ein Ort, der wie kaum ein anderer die Verbindung von Geschichte, Weite und zeitgenössischer Kunst ermöglicht. Als offizieller Partner der Berlin Art Week ist die Messe fester Bestandteil des Berliner Kunstherbstes und zieht jährlich ein internationales Publikum aus Sammlerinnen, Kuratorinnen und Kunstinteressierten an.
In diesem spannenden Umfeld präsentieren wir in der diesjährigen Ausgabe atelierfrische Arbeiten von Constantin Schroeder, Leszek Skurski und Miriam Vlaming.
Constantin Schroeder

Die figurativen Bilder Constantin Schroeders sind eindrucksvolle, berührende Bilder mit Tiefgang, seine Bildprotagonisten faszinierende Charaktere, die uns nicht mehr loslassen. Die Gegenwart mit all ihren Facetten verinnerlichend, benutzt er eine sehr reduzierte Farbpalette. Meist in großem Format ausgeführt, fesseln die Szenen den Rezipienten durch ihre charakteristische Erzählweise. Schroeder greift tief in das Archiv der menschlichen Psyche. Seine Werke zeigen eine rätselhafte Ikonografie, junge Heroen geben zwischenmenschliche Rätsel auf. Der in Berlin lebende und arbeitende Künstler, der Theologie, Philologie und Kunstgeschichte studiert hat, beleuchtet in einer außergewöhnlichen, hyperrealistischen Handschrift auch die Schattenseiten des Lebens. Es sind kraftvolle Bilder, die uns mit ihren rätselhaften Bildinhalten fesseln. Manche Bildpartien lässt Schroeder weiß, diese ermöglichen dem Betrachter durch offene Assoziationen eine eigene Interpretation und Lesbarkeit des Bildes.
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Leszek Skurski

Leszek Skurski – Zwischen Figur, Raum und Erinnerung
Wir schätzen Leszek Skurski als Künstler, dessen Werke uns – ebenso wie viele Besucher:innen unserer Galerie und internationaler Messen – seit über einem Jahrzehnt durch ihre ruhige Präsenz und subtile Klarheit faszinieren.
Seine kürzlich erschienene Monografie war für uns Anlass, mit ihm noch einmal ganz persönlich ins Gespräch zu kommen.
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Leszek, viele deiner Sammler:innen beschreiben deine Bilder als besonders ruhig, fast meditativ.
Erlebst du selbst diese Ruhe beim Malen – oder sieht dein Atelieralltag ganz anders aus?
Wahrscheinlich macht die Farbe Weiß diese vermeintliche Ruhe so spürbar. Ich habe nie explizit nach Ruhe gesucht, allerdings arbeite ich tatsächlich gerne in einer Umgebung, in der ich nicht abgelenkt werde. Das Malen ist aber in meinem Fall nicht unbedingt monoton(!) – es ist hochkonzentriert, so richtig ruhig ist es nie.
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Du arbeitest in Fulda, teilweise auf Mallorca, einem Ort voller Licht und Weite – und bist in Polen aufgewachsen.
Wie beeinflussen diese Gegensätze deinen Blick auf Raum, Farbe und deine eigene Identität als Künstler?
Diese Frage stelle ich mir selbst sehr oft. Aufgewachsen bin ich in Danzig in den Achtzigerjahren, wo es wirklich generell ziemlich grau war, und deshalb glaube ich, dass mir diese monochrome Darstellung sehr nahe kam.
Nicht, dass ich keine Lust auf farbige Bilder habe – sehr sogar. Nur: Ehrlicher wirken für mich die Ideen in Weiß...
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In deiner gerade erschienenen Monografie wird die Bedeutung von „happy accidents“ erwähnt.
Gab es zuletzt einen Moment, in dem ein Zufall dein Bild auf unerwartete Weise bereichert hat?
Ja, sicher passiert das. Meistens aus Frust, dass irgendwas nicht funktioniert. Dann ändere ich das Konzept total, um mich von der nicht mehr von mir geliebten Idee zu befreien. Meistens ist es noch schlimmer. Manchmal aber entsteht ein wahnsinniges Werk.
Dann frage ich mich: Was habe ich gerade gemacht?! Und das lässt sich schwer wiederholen.
Neulich ist mir ein frisches Bild auf den Kopf gefallen – wirklich! Unmengen von Ölfarbe in den Haaren. Aber interessante Struktur! Ich verrate nicht, welches Bild das ist...
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Auch der Dramatiker Heiner Müller wird dort mit den Worten: „Der Sprung macht die Erfahrung – nicht der Schritt.“ zitiert.
Gibt es in deiner Arbeitsweise oder sogar Laufbahn einen bestimmten „Sprung“, einen Moment des Risikos, der besonders wichtig für deine künstlerische Entwicklung war?
Ja, das stellst du aber erst viel später fest! Das ist das Verrückte in der Kunst. Du machst Sachen, experimentierst und schaffst immer wieder neue Dinge. Irgendwann siehst du das aus der Distanz, und dann kannst du die Sprünge erkennen.
Ich vermute immer noch, dass in meinem Fall die Arbeit Abgang dem Sprung im Sinne von Heiner Müller entspricht.
Es war das Bild, bei dem ich wusste, was ich machen muss, und es gab keine Zweifel. Ein unbeschreiblicher Flow.
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Wir alle fragen uns oft, wann du entscheidest, dass ein Bild fertig ist.
Gibt es dafür einen klaren Moment, ein bestimmtes Gefühl – oder ist das jedes Mal aufs Neue offen?
Alte Künstlerwahrheit besagt, dass es fertig ist, wenn ihr es in der Galerie aufgehängt habt.
Mit der Zeit glaube ich, dass jeder Künstler dieses bestimmte Momentum fühlt und weiß, dass das Werk nicht besser sein kann.
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Deine Werke sind weder laut noch erklärend – und gerade deshalb zeitlos.
Ist diese Offenheit etwas, das du bewusst suchst – oder ergibt es sich aus dem Malprozess?
Moment mal! Manche meiner Bilder schreien mich geradezu an.
Ich weiß, dass sie diese Wirkung haben – und dass sie gleichzeitig sehr lautlos sein können.
Das erhöht die fokussierte Stimmung und hilft eventuell, sich in meine Welt zu versetzen.
Das hoffe ich zumindest.
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Fast 3000 Bilder hast du bislang geschaffen. Dennoch wirkst du noch immer neugierig und offen für Neues.
Gibt es etwas, das du in Zukunft unbedingt ausprobieren oder verändern möchtest?
Gefühlt sind es noch zehnmal so viele, die ich malen will und muss.
Die Entscheidung fällt mir schwer, was ich als Nächstes mache.
Und gleichzeitig ist das eine wunderbare Situation: zu wissen, dass es so begrenzt ist.
Dann ist jede Entscheidung ein wichtiger Punkt.
Es gibt so viele Konzepte, die ich geplant habe – die Zeit ist aber bekanntlich begrenzt.
Ich habe zum Beispiel heute lange nur Felsen fotografiert und beobachtet. Wahnsinniges Thema, kunsthistorisch absolutes Highlight.
Aber um das richtig zu machen, brauche ich wahrscheinlich mindestens zwei Jahre. Da muss ich noch mal drüber nachdenken.
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Eine letzte Frage, fast poetisch:
In vielen deiner Bilder scheinen verschiedene Momente gleichzeitig stattzufinden – als würde Zeit sich auflösen.
Spürst du beim Malen selbst ein anderes Zeitgefühl?
Tatsächlich sehr poetisch. Deshalb machen wir es teilweise auch – wir Künstler – um die Zeit zu stoppen, denke ich.
In doppelter Hinsicht: im Kunstwerk und während der Arbeit.
Gewissermaßen ist das so – die Welt dreht sich weiter, und ich erfinde meine Zeitmaschine mit der Farbe und schmutzigen Händen...
Oh, entschuldige: Farbe ist kein Schmutz.
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Miriam Vlaming

In Miriam Vlamings großformatigen Gemälden in Eitempera bricht die Malerin die Grenzen zwischen Mensch und Natur, Vergangenheit und Realität auf und erzeugt durch schemenhafte Überlagerungen, die durch das Auf- und Abtragen der Farbe entstehen, eine stimmige Symbiose dieser vermeintlichen Gegensätze. Dabei lässt sie die dargestellten Figuren aus einer natürlichen, traumhaften Umgebung hervortreten. Durch diese Ästhetik öffnet Vlaming dem Betrachter den Blick auf die vielfältigen Aspekte und philosophischen Fragen des Menschseins, die sie in ihren Bildern verhandelt. Miriam Vlaming hat in ihrer geheimnisvollen Bildwelt stets das Ganze im Blick, sie spielt mit vieldeutigen Metaphern. Es sind die Brüche und Widersprüche, die mich interessieren, …der Moment, nachdem oder bevor etwas passiert ist, …nicht die große Historie“. Ihre in Eitempera Technik gemalten Bilder stillen ein tiefes menschliches Bedürfnis nach Erkenntnis. Die wichtige Vertreterin der Neuen Leipziger Schule studierte zeitweise auch bei Neo Rauch, war Meisterschülerin bei Arno Rink und ist in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.
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